Sandra aus dem Süden Deutschlands erzählt uns von ihren beiden GR20-Erlebnissen, im Oktober 2017 und dann im Oktober 2018.
Hallo, können Sie sich bitte vorstellen?
Hallo, Ich bin Sandra, 35 Jahre jung und aus dem Süden Deutschlands. Bereits als Kind war ich oft auf Korsika – allerdings nur für kleine Wanderungen und viel Strandurlaub. Alte Liebe rostet nicht, deshalb war es mein Traum, einmal den GR20 zu begehen. Mein Freund mit Trekkingerfahrung war ebenfalls angetan von der Idee und so starteten wir 2017 und 2018 in unser kleines Abenteuer.
Haben Sie bereits Erfahrung im Wandern?
Seit einigen Jahren gehe ich gerne sportlich wandern und betreibe Trailrunning in den Bergen. Das Gelände wird dabei zunehmend ausgesetzter. Massentourismus ist weniger meins. Es darf gerne ruhig zugehen, deshalb begehe ich gerne weniger bekannte, zum Teil sogar unmarkierte Wege.
Können Sie ein paar Wanderungen empfehlen?
Ein echter Tipp sind die Tour Monte Rosa in Italien und der Schweiz sowie der Lechtaler Höhenweg in Österreich.
Bezüglich Ihres GR20: In welchem Zeitraum? Welche Reiseroute? Allein oder in Begleitung?
Mein Freund und ich liefen den GR20 in zwei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils im Oktober. Den Nordteil absolvierten wir in vier ganzen und zwei halben Tagen (Calenzana-Vizzavona).
Den Südteil meisterten wir in vier ganzen Tagen (Vizzavona-Conca). Wichtig war uns, als Selbstversorger unterwegs und nicht auf die Hütten angewiesen zu sein.
Was war der Kontext (oder Ansatz), um das GR20 durchzuführen? Eine spezifische Vorbereitung?
Wir testeten unsere Ausrüstung auf einer sportlichen Wanderung in Deutschland und stellten daraufhin noch einmal so einiges um. Generell empfiehlt es sich wirklich nur das Nötigste mitzunehmen – insbesondere, wenn man doppelte Etappen gehen möchte.
Da wir generell recht sportlich und regelmäßig in den Bergen zum Trailrunning sind, haben wir kein spezielles Extratraining absolviert. Eine gewisse Grundfitness ist für doppelte Etappen jedoch erforderlich.
Welche Ausrüstung haben Sie mitgebracht?
Als Selbstversorger waren wir mit Ultraleicht-Ausrüstung unterwegs. Jedes zusätzliche Gramm spürt man – gleichzeitig ist es essenziell alles Wichtige dabei zu haben. Für den Südteil half uns die Erfahrung des Nordteils sehr!
Unsere Rucksäcke waren sehr unterschiedlich. Der meines Freundes ist ein auf Ultraleicht-Trekking ausgelegter Osprey 35l Rucksack, meiner hingegen war bei Nordteil ein alter Deuter SL 28 und beim Südteil ein wahnsinnig bequemer Skitourenrucksack. Wichtig ist, den Rucksack vorab mit Gewicht bei einer mind. 2tägigen Wanderung zu testen.
Als Zelt hatten wir das DD Hammocks Superlight Pyramid Tent mit Innenzelt dabei (beides zusammen nur 1 kg). Das Zelt wird mit einem Trekkingstock aufgestellt. Daher muss man zwingend mit Stöcken gehen, wenn man dieses verwenden möchte. Das machen wir i.d.R. aber eh immer. Ich habe z.B. die Black Diamond Carbon Distance Z.
Zum Schlafen hatten wir die Therm-a-rest Neo Air Luftmatratzen. Diese bieten ein tolles Packmaß und Gewicht bei unglaublich hohem Komfort. Da wir die etwas älteren Modelle haben, empfehle ich lärmempfindlichen Personen allerdings Ohropax mitzunehmen, da das Material doch etwas laut sein kann beim Umdrehen.
Neben einer bequemen Schlafunterlage sind warme Schlafsäcke im Oktober ein absolutes Muss! Wir hatten einmal sogar Eis an der Zeltwand. Da war ich sehr froh über meinen warmen Daunenschlafsack Kazoo W von The North Face.
Zum Kochen hatten wir die Hütten fest eingeplant, jedoch ebenso einen Notkocher aus einer alten Dose und etwas Spiritus dabei. Meist kochten wir aber tatsächlich in den Hütten. Unser Topf war ein ganz einfacher Trangia Alutopf mit der passenden Pfanne als Deckel. Außerdem hatten wir einen zweiten Teller (in Ergänzung zur Pfanne), Besteck, Tassen und Taschenmesser mit.
Bei unserer ersten Tour hatten wir Trekkingnahrung aus dem Outdoorladen dabei. Das ist zwar tatsächlich recht lecker, aber auch sehr müllintensiv. Deshalb entschieden wir uns bei unserer zweiten Tour auf eigene Nahrung wie Minutenpolenta mit getrockneten Pilzen oder Kartoffelbrei mit getrockneten Tomaten zu setzen. In Zukunft möchten wir auch fertige Mahlzeiten kochen und dann dörren. So können sehr viel Gewicht und Volumen eingespart werden und man hat trotzdem eine gesunde und leckere Mahlzeit.
Zum Frühstück machten wir uns meist Haferflocken mit Nüssen, Trockenobst und Kokosmilch. Für unterwegs hatten wir einmal Energiekugeln aus Datteln und Nüssen selbstgemacht und beim zweiten Mal Nüsse und Trockenobst mit etwas Salz.
Für die Toilette empfiehlt sich etwas Naturklopapier und eine mobile Podusche – für Frauen eine Silikontasse anstelle von Binden oder Tampons. In jedem Fall sollte man seine Hinterlassenschaften gut vergraben oder abdecken!
Zum Waschen hatten wir etwas Kernseife mit, mit der wir auch mal Wäsche wuschen. Für die Mundhygiene empfehlen sich Zahnputztabs. Diese brauchen kaum Platz und sind schön leicht. Bei der Notfallapotheke muss wohl jeder selbst entscheiden, was er mitnehmen möchte. Sehr zu empfehlen ist mind. Ein Biwaksack oder eine Rettungsdecke, Tape, Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial. Auch an Sonnenschutz sollte gedacht werden.
An Elektronik sollte nur das Nötigsten mitgenommen werden. Handyempfang gibt es ohnehin nur selten! Eine kleine Kamera und eine Stirnlampe sollten dafür auf jeden Fall ins Gepäck. Der Weg ist sehr gut markiert. Wenn man jedoch hin und wieder eine Variante (zum Beispiel die alpinen Varianten) gehen möchte oder einen Notabstieg machen muss, emfiehlt es sich eine IGN-Karte dabei zu haben. Auch die Quellen und Bäche findet man so schnell.
Und last but not least: Die Kleidung und das Schuhwerk. Wir liefen beide mit unseren Trailrunningschuhen Altra Lone Peak. Diese haben zwar keine so abriebfeste Sohle wie Wanderstiefel, sind dafür aber wahnsinnig bequem und garantieren keine Blasen. Tagsüber hatten wir in beiden Jahren Glück und ausschließlich Sonne. Entsprechend war es angenehm warm und wir konnten unsere Hosen hochkrempeln bzw. abzippen. Nachts zog ich meine Skiunterwäsche an, während mein Freund mit eher weniger als mehr Kleidung in den Schlafsack stieg. Für 4 Tage genügen nebst ausreichend Unterwäsche und Socken auf jeden Fall 2 T-Shirts und ein Pulli oder ein langärmliges Oberteil. Mein Freund genoss es auch sehr, dass er ein Paar andere Schuhe für den Abend dabei hatte (Vibram Five Fingers V-Run). Mir war es leider zu kalt in diesen, sodass ich mir beim zweiten Mal gar keine anderen Schuhe mitnahm.
Ausführliche Informationen zur Packliste gibt es auch auf meinem Blog.
Hatten Sie bei der Vorbereitung des GR20 an den Sicherheitsaspekt gedacht?
Wir hatten im Vorfeld nur etwas Respekt vor den frei herumlaufenden Schweinen. Diese waren allesamt sehr friedlich. Allerdings machten wir einmal Bekanntschaft mit einem sehr aufdringlichen Fuchs, den wir nur mit Steinen vertreiben konnten.
Mehr Schnee auf dem Platz?
Wir hatten keinen Schnee auf unserer Tour.
Was sind Ihre positive Eindrücke?
Im Oktober ist es sehr entspannt auf dem GR20. Auch gibt es i.d.R. überall Wasser. Auf den Hütten trifft man meist einige wenige Wanderer, mit denen man sich nett unterhalten kann.
Ihre negativen Eindrücke:
In Onda gab es leider kein fließendes Wasser! Insgesamt war die Hütte wenig einladend.
Ihr größter Schwarm?
Mein absolutes Highlight war einerseits der komplette Nordteil und andererseits die Etappe nach Bavella. Die Landschaften und Ausblicke sind einfach grandios!
Die alpinen Varianten sind sehr empfehlenswert und garantieren etwas Nervenkitzel.
Bevorzugte Zwischenstation und Zuflucht?
Ciutullu di i Mori – der Ausblick von dieser gemütlichen Hütte ist atemberaubend. Die Lage ist wirklich wunderschön.
Eine Botschaft zum Weitergeben oder eine Dankesbotschaft oder eine Bemerkung?
Plant ein solches Abenteuer außerhalb der Saison gut und im Detail! Wer abseits der Massen unterwegs sein möchte, wird ein unvergessliches Erlebnis haben.
Wer wie wir etwas entspannter starten möchte geht den allerersten Abschnitt auf dem Mare e Monti, dieser ist nicht minder spektakulär und bietet etwas weniger Höhenmeter auf der ersten Etappe.
Hatten Sie einen Gegenstand (oder einen Tipp), der während Ihres Aufenthalts praktisch war und den Sie den Lesern mitteilen konnten?
Ich war wahnsinnig froh, dass wir Micropur-Tabletten dabeihatten, um Wasser zu purifizieren. An einer Hütte gab es leider kein Wasser und wir mussten zum nahen gelegenen Fluss gehen und Wasser holen. Den Großteil kochten wir ab. Da wir aber richtig Durst hatten, wollten wir auch direkt etwas trinken. In der Nähe des Flusses waren einige Tiere, deshalb wollten wir das Wasser nicht einfach so trinken. Da war es super, dass wir uns mit den Tabletten „Trinkwasser“ machen konnten.
Weitere Tipps für Leser, die den GR20 vorbereiten?
Mein Blogbeitrag 😉
Wenn Sie daran denken würden, den GR20 neu zu gestalten, würden Sie dann etwas ändern?
Ich würde noch etwas Pferdebalsam mitnehmen. Das wirkt Wunder und die Beine sind immer schön frisch am nächsten Tag.
Wollen Sie etwas hinzufügen?
Wenn jemand Fragen an mich hat, kann er sich gerne direkt bei mir auf meinem Blog melden!
Vielen Dank, Sandra, für die Qualität und Genauigkeit Ihres Feedbacks, es wird sehr nützlich für deutsche Wanderer sein, die ihren GR20 vorbereiten. Besuchen wir nun Ihren Blog und Ihren Instagram-Account! Bis bald in Korsika!